Hochzeitsanzug

Wir hatten bereits über das richtige Gewand für die Hochzeit geschrieben. Dabei haben wir aber nicht die Frage aller Fragen der Herrengarderobe gestellt. Wie soll der Hochzeitsanzug denn sein. Stange? Maßkonfektion? Maßanfertigung? Leider finden wir sehr häufig recht einseitige Berichte über eine der Möglichkeit. So wollen wir recht objektiv an die Sache rangehen und alle drei Möglichkeiten genauer anschauen. Die Qual der Wahl hat zwar schlussendlich immer noch der Bräutigam. Aber mit unserem geistigen Beistand und wertvollen Tipps ist die Sache nur noch halb so schlimm.

Hochzeitsanzug von der Stange

Recht häufig im Internet verpönt ist der Anzug von der Stange. „Wo ist da die Individualität?“ fragen sich die Blogger. Fragen nach Stil, Charakter und fast schon Männlichkeit an sich werden aufgetan. Deswegen wollen wir heute für den Anzug von der Stange die Lanze brechen. Schließlich hatte der Anzug von der Stange sich auch deswegen durchgesetzt, weil nicht alles daran schlecht ist.

Anzug von der Stange
Der vermeintliche Feind jeder Individualität

Fangen wir mit dem offensichtlichsten und wichtigsten Aspekt an. Ihr könnt das Ergebnis gleich sehen. Ob die Farbe des Stoffs, der Schnitt an sich, oder vielleicht auch Details wie der Neigungsgrad der Sakkotaschen. Alles ist schon da und kann nach dem Anprobieren direkt beurteilt werden. Leute ohne Maßanfertigung/-konfektion Erfahrung unterschätzen die Anzahl an Parametern, die ein Schneider braucht, damit ein Anzug nach eigenen Vorstellungen herauskommt. Daher ist dem Anzug von der Stange hoch anzurechnen, dass er auch Männer ohne genaue Recherche nach verschiedenen Stilen & Schnitten gleich begeistert und nicht erstmal ratlos macht. Zudem sollte man auch bedenken, dass Dank der Massenfertigung (fast mit Maßanfertigung verwechselt) die Preise sich doch positiv entwickeln.

Sollte der Hochzeitsanzug von der Stange kommen, dann haben wir paar wertvolle Tipps.

  • Achtet auch bei der Stangenware auf die Qualität des Stoffs. Egal ob Tragekomfort, Faltenresistenz oder Atmungsaktivität. Auch Anzüge von der Stange haben hochwertige Textilien zu bieten, solange ihr nicht knausert.
  • Kauft eine Größe die euch passt. Ihr werdet bis zur Hochzeit nicht in den Anzug reinwachsen oder umgekehrt auf wundersame Weise abnehmen.
  • Ein Schneider eures Vertrauens wird einen Anzug von der Stange immer ein Tick besser machen können. Geht diesen letzten Schritt, bevor ihr euren wichtigsten Tag habt.

Anzug aus der Maßkonfektion

Vielleicht fragen sich einige Leser, ob Maßkonfektion und Maßanfertigung nicht Ein und das Gleiche sind. Seid beruhigt, wir haben nicht beim Schreiben des Artikels geschlampt. Eine Maßkonfektion ist der Übergangsschritt von Stange zu komplett individueller Maßanfertigung. Das heißt, dass gewisse Schnitte für einen Anzug schon vorgegeben sind, aber die wesentlichen Parameter direkt an euch abgemessen werden. Zum Beispiel die Armlänge, Brustumfang, Taille und weiteres. Die Abmessungen und der vorgegebene Schnitt werden dann industriell zu eurem individualisierten Hochzeitsanzug genäht.

Maßkonfektion
Ein wohlgenähtes Exemplar der Maßkonfektion

Macht euch aber keine falschen Illusionen, dies passiert nicht von einem italienischen Schneider mit der Nagel und einer Nähmaschine, die sein Gehilfe noch drehen muss. Oft werden die Näharbeiten entweder nach Osteuropa oder Asien ausgegliedert, um noch verkraftbare Preise anzubieten. Die Auswahl an Stoffen und verschiedenen Extras, wie Initialen oder Innenfutter, sind riesig. Jeder sollte da sich ausleben können. Aber aufgepasst, da der Schnitt schon vorgegeben ist, wird ein Anzug nicht grundsätzlich anderen Charakter erfahren. So werdet ihr in einem Anzug mit breitem Revers uns weitem Hosenbein doch gleich konservativer und wohl auch älter erscheinen. Preislich locken viele Schneiderateliers mit Preisen schon im guten „Stangenbereich“ ab 400 Euro. Aber wie auch beim Autokauf – Geld wird an den Extras verdient. Und ihr wollt ja euren Hochzeitsanzug, nicht irgendeinen. Sonst wärt ihr gar nicht erst in das Atelier hereinmarschiert.

Maßanfertigung

Da wären wir, bei der Königsdisziplin. Ein Hochzeitsanzug aus der Maßanfertigung hat nur 2 Nachteile. Preis und die Dauer. Ein erfahrener Schneider wird euch eine hervorragend beraten. Und auch hervorragend nähen. Es wird aber Wochen dauern und einen stolzen vierstelligen Preis haben. Wenn ihr das Budget habt und auch nicht eine Last Minute Hochzeit geplant habt, dann steht der Maßanfertigung nichts im Wege. Wenn ihr den Weg gehen wollt, wäre es ratsam beim Schneider zu erkundigen, ob er die Arbeiten auch selber macht, oder doch nach Osten auslagert. Bei der Maßanfertigung werdet ihr ab Tag 1 Vatergefühle für den jungen Anzug empfinden. Daher ist es nur ratsam, wenn das Baby nicht Tausende von Kilometern entfernt geschneidert wird. Und aus ethischen Aspekten ist es umso vertretbarer, wenn es dort genäht wird, wo man auch die Arbeitsbedingungen als fair ansieht.

Maßanzug
Maßanzug im Entstehen

Uff, ist ja lange geworden. Wir hoffen einen guten Überblick über die drei Kategorien gegeben zu haben, ohne dabei den niederschmetternden Duktus der „Stangenverleumndner“ zu verwenden. Jede Art hat ihre Vorzüge und am Ende entscheidet immer Geld, Zeit, Komfort und der Wunsch nach etwas Außergewöhnlichem. Was ist denn eure Wahl beim Hochzeitsanzug? Lasst es uns wissen und bis demnächst.