Frage in die Runde – kann man in Deutschland überhaupt nur zu zweit heiraten? Muss nicht jemand mal später unter Eid aussagen können, dass tatsächlich ein Paar den Bund der Ehe eingegangen ist? In anderen Worten, ein Trauzeuge noch notwendig? Es ist noch keine 20 Jahre her, da war eine amtliche Eheschließung ohne Zeugen nicht möglich. Ab dem 01. Juli 1998 ist tatsächlich auch eine ganz private Eheschließung möglich. Knapp 20 Jahre später ist aber die Auswahl des richtigen Trauzeugen immer noch eine der wichtigsten Aufgaben bei der Hochzeitsplanung. Heute wollen wir über die Aufgaben und die Rolle eines Trauzeugen sprechen.
Trauzeuge und seine politisch korrekte Geschichte
Der Brauch der Entführung der Braut und die Notwendigkeit des Trauzeugen des Mannes kommen aus noch aus der Zeit der Raubhochzeit. So war die Entführung der Braut tatsächlich kein harmloser Brauch, und der Trauzeuge war ein waschechter Komplize. Seine Aufgaben bestanden darin entweder bei der Entführung der Braut oder bei der Verteidigung der Braut gegen andere Raubwillige zu helfen. Mit Einkehr von Humanismus und Abkehr von barbarischen Sitten ist dieses Prozedere immer mehr zu spielerischen Elementen einer Hochzeitsfeier geworden. Und in Deutschland zu einem Bestandteil der Bürokratie geworden. Andere Länder andere Sitten.
Die Aufgaben des Trauzeugen
Der teils langwierige Entscheidungsprozess, wer als Trauzeuge würdig ist, bedeutet auch, dass einige wichtige Aufgaben mit der Rolle verknüpft sind. Schließlich steht am Tage der Hochzeit der Trauzeuge nur knapp hinter dem Bräutigam. Die Ehre vorne zusammen mit dem Brautpaar zu stehen muss durch die Erfüllung folgender Aufgaben verdient werden
- Helfer des Bräutigams bei der Hochzeitsfeier
Der Trauzeuge hat die Aufgabe die Hochzeitsfeier für das Brautpaar, insbesondere den Bräutigam, stressfreier zu gestalten. Das bedeutet auch mal Mädchen für Alles zu sein. Damit verbunden ist die Sitzplatzzuweisung der Gäste, Hilfe bei der Organisation & der Durchführung der Hochzeit.
- Aufbewahren und Überreichen der Hochzeitsringe
Traditionell bewahrt der Trauzeuge des Bräutigams die Ringe bis zur Trauung bei sich auf. Während der Zeremonie überreicht er die Ringe an den Bräutigam. Damit erbringt er auch die emotionale Unterstützung für den Bräutigam, da er während der gesamten Zeremonie nicht von seiner Seite weicht. Schließlich sind Männer ja auch nicht aus Stein und können auch im wichtigsten Moment nervös werden
- Vorbereiten & Halten der Hochzeitsrede
Hollywood erzieht uns immer mehr dazu, dass während der Hochzeit nicht nur die Ehepartner ihre Liebesschwüre besonders lyrisch gestalten. Nein, auch der beste Freund des Bräutigams beweist an dem großen Tag seine rhetorischen Fähigkeiten. So verlangt die ungeschriebene Pflicht, dass der Trauzeuge bei der Feier eine Rede hält. Die weniger kreativen unter uns können dabei beruhigt aufatmen. Eine bewegende Rede ist sicherlich schön, wird aber nicht erwartet. Nette Worte des Zuspruchs für das gemeinsame Eheleben, ein paar Anekdoten über das Paar und Glückwünsche sind bereits eine solide Basis der Hochzeitsrede.
Welche Tätigkeiten muss nicht unbedingt der Trauzeuge erledigen?
- Hochzeitsanzug auswählen
Jemandes bester Freund zu sein und tiefe Kenntnisse der Herrenmode zu haben sind verschiedene Sachen. Die Auswahl von gut sitzender und blendend aussehender Kleidung sollte dabei lieber entweder von Profis (Herrenausstatter) oder von sich wirklich auskennender Kumpels vorgenommen werden.
- Junggesellenabschied / Polterabend organisieren
Die Menschheit ist mit der Arbeitsteilung groß geworden. Dadurch sollte auch hier derjenige organisieren, der es im Freundeskreis am besten kann. Die Aufgabe des Trauzeugen ist dabei eher, dass die Durchführung nicht komplett gegen die Wünsche des Bräutigams ist. Sollte eine klare Aussage gegen rosa Kleid und Feenflügel seitens des Bräutigams gekommen sein, so sollte bei dem Junggesellenabschied er auch nicht zu der Verkleidung gezwungen werden.
Unseren nächsten Artikel schreiben wir über die Trauzeugin. Was gehört zu ihren Aufgaben und was könnten auch andere Freundinnen der Braut übernehmen. Eins steht fest. Beim gewaltsamen Raub des zukünftigen Bräutigams zu helfen gehört nicht dazu.